Flugvorbereitung/Bloß nicht...
Bloß nicht...

Wie überall gibt es auch beim Fliegen in Italien ein paar klassische „Do’s and Don’ts“. Hier die „Don’ts“:

Bloß nicht…

...die offiziellen Papier-ICAO-Karten kaufen. Man wird sie nämlich nach kurzer Zeit frustriert in die Tonne werfen, denn man erkennt auf Ihnen wirklich fast nichts. Wer dennoch Papierkarten haben mööchte, findet Tipps dazu im Kapitel "Karten".

...die Luftraumstruktur mißachten. Diese ist etwas anders als in Deutschland (Stichwort: TMAs). Daher sollte man im Vorwege mit aller Ruhe die Karten studieren und erst dann losfliegen, wenn man die Implikationen der Luftraumstruktur für seinen Flug auch wirklich vollständig verstanden hat. Es ist in praktischer Hinsicht darüber hinaus schon fast obligatorisch, ein gutes GPS mit Moving Map zu haben, welches man auch sicher bedienen kann.

... zu viel Respekt der komplexen Luftraumstruktur haben. Stattdessen Kontakt mit ATC halten und klar sagen, was man gerne tun möchte! Praktisch alle Klasse-D-Lufträume und auch viele LI-Rs stellen in der Praxis kein Hindernis dar. Lediglich die Lufträume A rund um Mailand und Rom sowie natürlich LI-Ps muss man natürlich umfliegen. Dann geht das schon.

…die Treibstoffplanung vernachlässigen. Viele Plätze haben schon laut AIP bzw. Jeppesen kein Avgas. Darüber hinaus haben viele Vereinsflugplätze zwar grundsätzlich schon Avgas, dürfen dies aber aus Steuer- und Lizenzgründen nicht an Dritte verkaufen. Außerdem haben einige Plätze zwar laut AIP Avgas, doch es besteht möglicherweise ein permanentes NOTAM, welches darüber informiert, dass doch kein Avgas vorhanden ist. Und so kommen wir zum nächsten Don’t: Bloß nicht…  

…die NOTAMs vernachlässigen. Oftmals werden in Italien mittels NOTAM für die AL sehr relevante Informationen bzw. Beschränkungen verbreitet, z.B. die Nicht-Verfügbarkeit von Treibstoff, aber auch Parkbeschränkungen aufgrund „fehlenden Platzes“…

...bei kleinen Flugplätzen die Kontaktaufnahme mit dem Betreiber per e-mail versuchen. Das ist meist zwecklos, denn man wird nur selten Antwort bekommen. Trotz eventueller Sprachschwierigkeiten gilt: Telefon in die Hand nehmen und anrufen!

…die Mittagspause missachten. Einige der kleinen Vereins-Flugplätze schließen mittags für ein bis zwei Stunden. d.h. teilweise ist dann der Flugbetrieb nicht erlaubt. Vor allem aber ist es in der Mittagszeit oft unmöglich, zu tanken. Andersherum ist es in Italien zwischen 15 und 18;30 Uhr meist unmöglich, irgendwo etwas Warmes zu essen zu bekommen; das ist eine heilige Pause in der Gastwirtschaft.

... naiv in die Gebühren-/Handlingfalle der großen Flughäfen fallen. Wie im Kapitel "Landegebühren" aufgeführt, sind die meisten Airline-Flughäfen überhaupt nicht auf kleine GA ausgerichtet und verschrecken sie mit sehr hohen Gebühren. Also: stets vorher erkunden. Meist muss man ja wegen PPR ohnehin mit dem Airport bzw. einem der Handling-Agents vorab Kontakt aufnehmen und kann dann die Preise erfragen. Leider gibt es nur noch wenige Ausnahmen von dieser Regel, also wenige Airline-Airports, wo man am Ende mit moderaten Gebühren wegkommt.

...sich bei der Reiseplanung nur auf die "Aeroporti" beschränken. Wer das macht, dem entgeht das Beste am "Fliegen in Italien".

...den Montag missachten. Die meisten Aeroclubs und damit auch viele der kleinen Vereins-Flugplätze sind dann geschlossen.

...vergessen, PPR zu beantragen. Dies ist nun mal leider - als reine Formaität - an immer mehr Flughäfen und Flugplätzen nötig, insbesondere dann, wenn man über Nacht bleiben will.

...beim Anwählen italienischer Festnetz- und Faxnummern aus dem Ausland die "0" der Städtevorwahl weglassen. Diese muss immer mitgewählt werden! Sonst: keine Verbindung.

...im Zeitraum vom 5. bis 28. August nach Italien fliegen. Nun, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber mein persönlicher Tipp lautet dennoch, diesen Zeitraum zu meiden. Da ist nämlich fast ganz Italien im Urlaub, an den Küsten ist alles überfüllt (die Städte dagegen ziemlich verwaist) und die Preise sind überhöht. Übrigens ist es auch so, dass Mitte August viele Aeroclubs in Italien komplett geschlossen sind, dass das dann auch die entsprechenden Aeroclub-geführten Flugplätze (meist kleinere Aeroporti in der Nähe der Städte) geschlossen sind und nicht angeflogen werden können!

...immer und überall mit der Mafia rechnen. Für diejenigen, die es noch nicht wissen: Die Mafia ist ein regionales Phänomen, welches weitgehend nur in Teilen Kalabriens, Kampaniens, und Siziliens auftritt und sich außerdem in der Regel nicht für die Touristen interessiert. Dennoch sollte man aber speziell in Süditalien hinsichtlich der zweifellos vorhandenen Kriminalität auch nicht allzu blauäugig durch die Gegend spazieren.

…die Alpen unterschätzen. Weitere Erläuterungen würden an dieser Stelle zu weit führen...

... nach dem Überflug des Brenners (oder eines anderen Passes Richtung Südtirol) verzweifeln, wenn Sie Padova Information (FIS) nicht erreichen können. Das ist (wenn man nicht mindestens in 12000 Fuß fliegt) völlig normal. Sie sind VFR, und brauchen nicht unbedingt immer Funkkontakt! Spätestens ab Trento wird es besser.

…den Nebel bzw. Dunst in der Poebene unterschätzen. Während dieser zwar in den Sommermonaten nur sehr selten auftritt, ist von Anfang Oktober bis Ende März bei Hochdruckwetterlagen oft mit starkem Dunst oder Nebel zu rechnen. Dann liegen da Sichten oft bei ca. 2-3 Kilometern, was das Fliegen sehr anstrengend, wenn nicht unmöglich macht. Bei richtigem Nebel natürlich noch weniger. Während der Sommermonate ist stattdessen natürlich insbesondere auf Gewitterentwicklungen zu achten, weshalb es sich im Sommer tendenziell empfiehlt, möglichst früh morgens zu fliegen.

…den Appenin unterschätzen. Nachdem die Alpen überwunden sind, sehen sich viele Piloten oft schon in der Toskana. Doch davor steht immer der Apennin. Die Geländehöhen sind mehr als respektabel, es kann sich Wolkenstau bilden und die Turbulenzen über dem Apennin sind manchmal einzigartig!

…die Berge des Südens (Abruzzen) unterschätzen. Auch in Süditalien gibt es zahlreiche bis zu 8000 Fuß hohe Berge (und natürlich die nochmal deutlich höheren Vulkane Vesuv und Ätna).

...und zu guter letzt...

…bloß nicht allzu „deutsch“ an die Dinge herangehen. Das heißt nicht, dass man die Dinge nicht sorgfältig zu planen hat. Man ist allerdings nun einmal in Italien und einige Dinge werden schlicht mit mehr Ruhe (sprich: Zeitverlust) erledigt als bei uns. Relaxen Sie!


© Philipp Tiemann