Flugziele/Sizilien
Sizilien (inkl. Lampedusa und Pantelleria)

Sizilien, die größte Insel im Mittelmeer mit ihrem Wahrzeichen, dem Ätna, hat - trotz oder gar wegen - ihrer großen Entfernung zur Heimat eine ganz besondere Wirkung auf Privatpiloten aus dem Norden Europas.

Bis hierhin will es fast jeder ambitionierte Privatpilot zumindest einmal geschafft haben. Auch ich war schon drei mal in Sizilien unterwegs und möchte ein paar persönliche Tipps weitergeben.

Die Hauptflughäfen von Sizilien sind: Palermo Punta Raisi (LICJ) im Nordwesten, Catania Fontanarossa (LICC) im Osten, Trapani (LICT) im äußersten Westen, sowie - seit einigen Jahren - Comiso (LICB) ganz im Südosten. In diesem Zusammenhang sollen auch die Flughäfen der genau genommen natürlich nicht zu Sizilien gehörenden Inseln Lampedusa (LICD) und Pantelleria (LICG) erwähnt sein; beides Inseln, die durchaus ihre Reize haben (siehe weiter unten). Auf den Liparischen Inseln gibt es leider keine Flugplätze.

Die oben genannten Flughäfen sind aber, vor allem Catania und Palermo) alles in allem sicher nicht der Traum eines Privatpiloten: Relativ hohe Gebühren, PPR-Pflicht, lange Wege, usw. prägen diese Plätze, so dass man sie eigentlich nur nutzt, wenn es keine sinnvolle Alternative gibt. Diese kommt, wie so oft, in Form der "Aviosuperfici." Hier seien genannt: Ragusa (Eremo della Giubiliana), Caronia, Canicattini Bagni (Aretusa Fly), Avola (Gallina), Ramacca, Calatabiano-Etnavolo, Marina di Modica und Salemi (Bovarella). Alle diese Plätze haben keinen ICAO-Code, wohl aber Pisten von mindestens 500 Metern.

Landschaftliche Highlights für Piloten bietet Sizilien viele. Klassiker sind die Ätna-Umrundung (siehe unten) und der Überflug der Stadt Taormina; überhaupt ist die Ostküste Siziliens sehr reizvoll. Ebenso gut hat mir die gesamte Nordküste gefallen. Und auch die vielen alten sizilianischen Bergdörfer und -städtchen im Innern der Insel sind sehr schön von oben zu betrachten.

Palermo: Punta Raisi vs. Boccadifalco

Eins vorweg: Palermo ist zwar etwas chaotisch, aber dennoch sehr sehenswert, etwas mehr als z.B. Catania. Highlights sind die Kathedrale, der Palazzo Reale/Normannenpalast (außen und innen!) und viele weitere Prachtbauten. Die Stadt ist seit dem frühen Mittelalter arabisch und später normammisch geprägt worden und war unter anderem die Residenzstadt von Friedrich II.

Au0erdem kann man in Palermo auch Strandurlaub machen, und zwar an der schönen Spiaggia di Mondello, nur ein paar Kilometer nördlich der Stadt. Und von Palermo aus kann man die kleine Inseln Ustica besuchen.

Wenn man nun nach Palermo oder in die Gegend von Palermo will, gibt es grundsätzlich zwei Landemöglichkeiten: Den großen internationalen Verkehrsflughafen Punta Raisi (LICJ), der ca. 20 Kilometer westlich der Stadt liegt oder den Stadtflugplatz Boccadifalco (LICP).

Zunächst einmal bietet sich natürlich Boccadifalco (LICP) aufgrund seiner Stadtnähe und der Präsenz des Aeroclub Palermo an. Der Platz ist zwar PPR; im Gegensatz zu früher, als der Platz noch vom Militär genutzt wurde, braucht es aber keine langwierigen Genehmigungen mehr, sondern es reicht ein Anruf bzw. das Ausfüllen und Verschicken eines (leider etwas langen) Formulars (siehe Website des Clubs). Bei weiteren Fragen kann man sich an den freundlichen Präsidenten wenden (spricht Englisch):

Fabio Giannilivigni
email: info@aeroclubpalermo.it
Tel: 0039 349 7615818 (Whatsapp geht auch). Die Nummer des Clubs: 0039 091 6680785

Was die Gebühren angeht, hat man für eine Landung und eine Übernachtung mit ganz grob ca. 50-60 Euro zu rechnen, was schon etwas an der oberen Grenze für einen solchen Aeroclubplatz ist, zumal die Piste ziemlich ramponiert ist. Immerhin kann man den Flieger meist hangarieren. Außerdem verfügt der Aeroclub über Avgas und verkauft dies bei Bedarf auch an Gäste. Preis derzeit (2023) ca. 3,50 Euro pro Liter.

Im Übrigen ist - selbst nach erhaltenem PPR - in der Regel der Funk am Platz nicht besetzt, d.h. es wird blind gefunkt. Davon sollte man sich nicht überraschen lassen. Positionmeldungen sollen auf der Platzfrequenz 122,6 MHz gemacht werden. Im An- oder Abflug darf man die Stadt Palermo nicht unterhalb von 2500 Fuß MSL überfliegen. Grundsätzlich sollte man die Anflugverfahren (AIP) gut studieren. Zur Landung wird die 17, für den Start die 35 vorgezogen. Ein Taxi ins Zentrum kostet trotz der relativen Nähe trotzdem ca. 30 Euro. Es gibt auch einen Linienbus, der quasi direkt am Flugplatz vorbeifährt.

Wenn man allerdings unbedingt einen IFR-Platz braucht, H24, Zoll, Jetfuel, oder einen Mietwagen, dann ist Punta Raisi (LICJ) der einzig mögliche Platz der Wahl.

Gemäß AIP ist über den gewählten Handling-Agent PPR beim GESAP Apron Management einzuholen, und zwar für einen Kurzstopp mindestens 2h vor der Landung, und für einen längeren Aufenthalt (max. 72h!) mindestens 12h vor der Landung. Hier auch die direkten Kontaktdaten:

GESAP Apron Service; Tel: 0039 091 7020732/33; Fax: 0039 091 7020726; apronservice@gesap.it

Die Liste der verfügbaren Handling-Agents findet sich wie immer in der AIP. Aersicilia (www.genavia.it) funktioniert gut, ist aber teuer. Fly Service geht auch. Jet-Tanken ist jederzeit ohne Voranmeldung möglich. Und: Avgas ist seit 2018 wieder verfügbar (Firma "Nautilus"). Der Preis ist allerdings sehr hoch. Spritbedarf hier vorher brei Nautilus anmelden!

Die Kosten für eine Landung und eine Nacht Parken liegen summa summarum auch hier bei ein paar hundert Euro. Das hängt aber wie gesagt etwas vom jeweiligen Handling Agent ab. Berichten zufolge die ganze Handlingprozedur (auch beim Abflug) etwas kompliziert und zeitaufwändig, was also einzuplanen ist. Der Eingang für die GA ist im EG des Terminals. Dort nach seinem Handling Agent fragen.

Positiv bleibt zu vermerken, dass es vom Flughafen eine gute, schnelle Anbindung an die Stadt mit Zügen und Bussen gibt.

Wer die hohen Gebühren von LICJ meiden will, aber dennoch für einen Besuch von Palermo einen großeren internationalen Flughafen nutzen möchte, für den kann ggf. Trapani-Birgi (LICT, siehe dazu weiter unten) eine passable Alternative sein (ca. 1,5 Autostunden bis Palermo).

Catania: Parken und Tanken bitte!

Für Catania hingegen gibt es praktisch nur eine Option: Catania Fontanarossa (LICC). Auch zu diesem Platz gibt es ein paar nennenswerte Besonderheiten. Wie aus AIP / Jeppesen hervorgeht, ist schon das Parken <2h PPR, für das Parken >2h muß das PPR ferner mindestens 24h Vorlauf haben. Die offizielle, maximale Parkdauer beträgt 72 Stunden. Außerdem ist offiziell vom Airport kein Avgas verfügbar. Zu diesen Punkten Folgendes:

Das "Park-PPR" betrifft den von der Airport-Betriebsgesellschaft verwalteten und strikt hinsichtlich Parkordnung reglementieren Teil. Das Problem: Auch wenn man rechtzeitig die PPR-Anfrage stellt, wird der Erfahrung nach oft keine Erlaubnis für das Parken erteilt und zwar mit der Begründung, alle Parkflächen seien belegt (was natürlich Quatsch ist; eine Einmot bekommt man immer irgendwo unter, aber das interessiert Bürokraten leider nicht).

Dennoch, einen Versuch ist es wert. Das PPR ist zu beantragen beim:

SAC Apron Operations Service (AOS), Tel: 0039 095 7239447, Fax: 0039 095 7239820 oder per e-mail: apron@aeroporto.catania.it

Es sei nochmal wiederholt: Auch ein kurzer Stopp (<2h) ist PPR, allerdings ohne besondere Fristen. Für das Parken (Aufenthalt länger als zwei Stunden) beträgt die Vorlauffrist 24h. Außerdem braucht man das natürlich Handling, wozu man sich bei einem entsprechenden Agent anmelden muss.

Das Parken auf der Fläche des Aeroclub Catania (quasi als "Gast" dort) war früher Standardlösung, wenn man vom Airport-Operator bezüglch des Parkens abgewiesen wurde. Meines Wissens funktioniert dies leider seit ca. 2018 oft nicht mehr. Man kann es aber als Plan B weiter probieren.

Dennoch: insgesamt recht gute Erfahrungen haben viele mit dem Handling-Agent "Fly Service" gemacht. Auch "VIP Aviation" ist überhaupt nicht so teuer, wie es sich anhört. Insgesamt muss man gebührentechnisch mit einer Nacht Parken und einem Passagier mit ca. 200 Euro rechnen.

Zum Thema Avgas: Dies bekommt man nach wie vor nur vom Aeroclub Catania. Natürlich nicht billig. Am besten man meldet den Bedarf vorher an und klärt die Öffnungszeiten. Fly Service hilft auch bei der Koordinierung.

Catania ist nicht ganz so sehenswert und monumental wie Palermo. Insbesondere aber aus der Zeit der römischen Herrschaft gibt es noch einige Monumente, wie z.B. die Arena und die Therme. Außerdem sind die Strände Ostsiziliens nahe.

Comiso (LICB)

2013 hat im Südosten der Insel der neue Flughafen "Comiso" eröffnet. Dieser hat sich seitdem auch für Privatpiloten als sehr brauchbare Alternative zu Catania und für den Südosten der Insel herausgestellt. Anmeldung per email erwünscht. Es gibt auch hier leider nur Jetfuel; kein Avgas oder Mogas. Die Gebühren sind leider auch hier seit ca. 2021 spürbar nach oben gegangen, so dass man auch hier mitterweile stets ca. 100 Euro los wird. Luftraumtechnisch wurde um den Flughafen herum ein Sektor der CTR Catania (CTR2) gelegt, d.h. es gibt keine eigene "Comiso CTR" und auch die Anflugkontrolle wird von Catania übernommen.

Dank der Linienverbindungen durch Ryanair und Alitalia gibt es auch einfache Verpflegung am Platz sowie Mietautos, etc. Dank der Mietwagen ist Comiso letztlich für diejenigen, die eine lange Asphaltpiste vorziehen ein guter Tipp, um den sehr sehenswerten Südosten der Insel, mit Orten wie Scicli und Siracusa bzw. Ortigia zu erkunden.

Trapani-Birgi (LICT)

Um den Westen Siziliens zu erreichen, ist (es sei denn, die 500-Meter-Piste von Salemi ist ausreichend) der Flughafen von Trapani geeignet. Dieser ist gemischt zivil-militärisch, das Ganze läuft aber recht reibungslos nebeneinander ab.

PPR ist (mit 24 Stunden Vorlauf) einzuholen bei:

AIRGEST, Tel: 0039 0923 321667; Fax: 0039 0923 842367; operativo@airgest.it

Der Flughafen liegt ca. auf halber Strecke zwischen den Städten Trapani und Marsala. Aufgrund der (meist recht starken) vorherrschenden Winde ist in der Regel die 31L in Betrieb. Außer dem Militär gibt es hier eine ganze Reihe Ryanair-Flüge. An der Parkposition gibt es keine Ösen, das Personal beschafft aber wenn gewünscht zumindest ein paar Gewichte, um das Flugzeug festzuzurren. Leider gibt es kein Avgas, sondern nur Jet-A1. Das Personal von Airgest ist freundlich und recht kompetent. Die Gebühren in LICT für Landung mit Zweitonner und einem Tag Parken sind mittlerweile leider auch recht hoch; zumindest weiteres Parke ist nicht sehr teuer. Das Handling ist auch beim Abflug meiner Erfahrung gemäß recht flott und problemlos. Mietautos gibt es in jeder Couleur. Aber unbedingt vorher buchen (es reicht auch ein Tag), dann sind die Preise sehr ordentlich.

Zum Touristischen: In unmittelbarer Nähe von Trapani und Marsala gibt es keine besonders schönen Strände, aber ca. 40 Autokilometer nördlich des Platzes findet man in dem Ort San Vito Lo Capo einen Traumstrand mit türkisblauem Meer und vor allem einer besonderen Bergkulisse dahinter. Einzigartig Unbedingt für einen Aufenthalt zu empfehlen, speziell von Mitte September bis Mitte Oktober. Außerdem recht sehenswert ist die alte Stadt Érice, die auf einem 750 Meter hohen Berg oberhalb von Trapani liegt. Trapani selbst ist abgesehen von ein paar sehr schönen barocken Straßenzügen im Stadtkern nicht so sehr interessant; Marsala wohl eher noch weniger. Um Richtung Süden schöne Strände zu finden, muss man wohl mindestens bis Tre Fontane fahren. Für Kulturinteressierte empfehlen sich die Tempelbauten von Selinunte und Agrigento.

Vor allem aber ist Trapani das Sprungbrett, um von dort aus die schönen Ägadischen Inseln (Favignana, etc.) vor der Westküste Siziliens zu besuchen.

Ragusa- Eremo della Giubiliana

Dieses Aviosuperficie verdient kurz einer gesonderten Erwähnung: Es handelt sich hierbei um einen exklusiven Privatplatz bei Ragusa im Süden von Sizilien, wobei zu der Anlage ein exklusives 5-Sterne Hotel ("L'Eremo della Giubiliana") gehört. Die Webseite mit vielen weiteren Informationen lautet:

https://www.eremodellagiubiliana.it/servizi/airpark/

Die Piste ist, obwohl asphaltiert und knappe 700 Meter lang, aufgrund der Topographie und der mikroklimatischen Bedingungen sehr anspruchsvoll. Gelandet wird ausschließlich auf der 07; gestartet wird auf der 25. Leider hat es in der Vergangenheit (mittlerweile vor über 10 Jahren) zwei tödliche Unfälle gegeben (das Problem ist eher die Landung, nicht der Start, zumal im Tagesverlauf der Wind meist von Westen kommt). Daher ist der Chef, Salvatore Mancini, recht restriktiv, was Landegenehmigungen angeht, insbesondere, wenn es sich um schnelle und schwere Reisemaschinen handelt. Man muss ein längeres Formular ausfüllen. Außerdem werden mittlerweile wohl satte 500 Flugstunden Erfahrung des PIC gefordert. Mit einer C172 hat man ganz gute Karten, noch besser ist ein STOL-fähiges Flugzeug oder natürlich ein UL. Idealerweise kommt man früh morgens oder spät abends. Wenn man erstmal da ist, kann man auf Anfrage hier Mogas bekommen; es gibt sogar eine Nachtflugbeleuchtung! Auch Avgas ist wohl in kleinen mengen möglich.

Aber Vorsicht: der Flugplatz Ragusa-Giubiliana liegt knapp innerhalb der CTR des nahe gelegenen Flughafens Comiso (Details siehe weiter unten). Daher muss man stets eine Freigabe von Catania Approach für alle entsprechenden Flugbewegungen einholen.

Insgesamt ein sicherlich sehr interessanter Platz mit einem hochwertigen und besonderem Hotel. Es sei allerdings gesagt, dass ich persönlich die vom Hotel angebotene Leistung damals (ist schon länger her) im Verhältnis zu den doch ziemlich hohen Preisen bei meinem Besuch als nicht herausragend genug empfunden habe. Außerdem halte ich (obwohl ich für die Vorsicht des Eigners natürlich ein gewisses Verständnis habe) die recht willkürlich wirkende Auswahl der "Landeberechtigten" für schlecht.

Den Eindruck meines Besuchs habe ich in meinem Reisebericht "Eine Stiefelrunde" (siehe "Impressionen") geschildert.

Weitere Aviosuperfici

Alle diese Plätze finden sich nicht in der AIP oder im Jeppesen, dafür aber im Avioportolano und in Skydemon.

Caronia ("Minotauraus e Medusa"), an der Nordküste Siziliens, ist ein Highlight (siehe meinen Reisebericht "Eine Stiefelrunde" unter "Impressionen"), denn man landet direkt parallel zum Strand. Man kann dort direkt baden, allerdings ist der Strand dort ziemlich grobsteinig. Der Besitzer (Gaetano) ist sehr freundlich und wenn er Zeit hat mit Vielem (Tanken, Miitagessen, Unterkunft) behilfich. Abgesehen davon gibt es vor Ort nicht viel, aber es gibt für Piloten Rabatt in dem wunderschönen Agriturismo "Villa Nicetta". Es liegt ein paar Kilometer vom Platz entfernt, aber Gäste werden auf Anruf vom Platz abgeholt.

Außerdem empfiehlt sich der Platz Marina di Modica, der ebenfalls sehr nah am Strand liegt. Die Piste ist 700 Meter lang (Erdboden). Von dort ist die sehr schöne alte Stadt Scicli nicht weit entfernt. Außerdem gibt es es nur zwei Kilometer vom Platz den Strand von Marina di Modica. Direkt am Platz ist ein großes Restaurant mit Pool, etc. ('L'Oasi del Re"); dieses ist aber eher auf große Events wie Hochzeiten etc. ausgerichet; inwiefern es dort einen regulären Tagesbetrieb gibt, weiß ich nicht. Es werden vom den freundlichen Betreibern des Platzes soweit möglich auch Mogas und Hallenplatz angeboten. Es wird um Anmeldung gebeten, um assistieren zu können.

Ein absolutes Sizilien-Highlight ist auch Calatabiano-Etnavolo, ein Platz direkt an Fuße des Ätna mit angeschlossenem Agriturismo (siehe "Avioresorts"). Hier kann man auch einen Mietwagen organsieren um in das gut 10 Kilometer entfernte Taormina zu fahren. Leider ist die Piste in Calatabiano für viele Echo-Klasse Flieger etwas marginal, denn sie ist nur exakt 500 Meter lang und die Oberfläche besteht aus steinig-kieseligem Erdboden. Dennoch: ich bin hier bereits mit der der SR22 (mit 3 stattlichen Personen an Bord) rein und raus - mit etwas Können und Vorsicht kein großes Problem, denn die An- und Abflüge sind hindernisfrei. Es wird aber stets um PPR gebeten. Keine Landegebühren; man kann aber ggf. einen Hangarplatz nehmen. Hinweis: der Platz wird teilweise auch unter dem Namen "Triavio" geführt. Hangarplatz und Mogas werden mit etwas Glück angeboten.

Noch marginaler ist die zwar asphaltierte, aber letztlich dennoch nur 400 Meter lange Piste der wunderschönen historischen Stadt Siracusa. Sie liegt 4 Kilometer südwestlich der Altstadt und beheimatet einen recht aktiven UL-Club. Wer damit klarkommt, sollte hier unbedingt landen und Siracusa einatmen. Beim An- und Abflug muss man allerdings auf die LI-P31 achten, aufgrund der auch Überflüge der Stadt kaum möglich sind.

Eine Alternative besteht im Aviosuperficie Gallina in Avola. Dies liegt 15 Kilometer südwestlich von Siracusa, nur einen Kilometer vom Meer entfernt. Die Piste wurde 2012 privat geschaffen; Gäste sind aber mit Voranmeldung sehr willkommen. Sie ist ebenfalls 630 Meter lang und gepflegtes Gras. Allerdings ist die Schwelle der 09 wgen einer Stromleitung quasi direkt an der Schwele nicht hindernisfrei, daher ist die Landung eher auf der 27 und der Start eher auf der 09 empfohlen. Weitere Informationen (auf Italienisch) sowie Kontaktdaten (Renato Palmeri, der Betreiber, der hier eine P2006T stehen hat) gibt es hier (oder auch im Avioportolano). Nicht nur für einen Besuch von Siracusa eignet sich der Platz; auch die sehr schönen Strände dieses Küstenabschnitts sind nicht weit (Gallina: 1 km, Fontane Bianche: 4 km). Auch das ein paar Kilometer inländisch gelegene Städtchen Noto gilt als sehenswert. Hangarierung ist ggf. möglich. Renato hilft auch beim Thema Mietwagen.

In Salemi (Bovarella) (500 Meter ebene Piste), gelegen im Inland des westlichen Siziliens, gibt es möglicherweise Avgas (vorher abklären!).

Auch Agrigento hat einen kleinen Sportflugplatz; leider aber auch hier nur mit einer Piste von 500 Metern verdichtete Erde. Für viele leider etwas wenig - schade, denn bei Agrigento liegt das Tal der Tempel, wo man die am besten erhaltene griechischen Tempelanlagen auf heute italienischem Boden besichtigen kann. Von Comiso, Trapani und Palermo aus ist es schon recht weit hierher.

An diesen vorgenannten Aviosuperfici werden Sie mit Sicherheit (wie eigentlich immer auf solchen Plätzen) viel Freundschaft, Gelassenheit und Gastfreundlichkeit, dafür umso weniger Landegebühren, Bürokratie und Sicherheitskontrollen finden!

Pisten nur für UL-Piloten

Genannt seien hier insbesondere die Plätze Capo d'Orlando und Termini Imerese. Beides sind campi di volo, die direkt am Strand des sizilianischen Nordens liegen.

Weitere campi di volo und Aviosuperfici mit kurzen Pisten im Avioportolano oder in Skydemon ersichtlich

Stichwort "Ätna-Umrundung"

Ein Erlebnis der besonderen Art ist Umrundung des Gipfels des aktiven Vulkans Ätna im Osten der Insel, knapp nördlich von Catania gelegen. Leider ist es relativ selten, dass der Gipfel frei von Wolken ist. An anderen Tagen weht womöglich ein zu starker Wind. Oder der Vulkan ist einfach zu aktiv um mal eben am Schlund vorbeizuschauen. Doch wenn man wettertechnisch Glück hat, steht einem Atnä-Rundlfug nicht viel im Wege.

Der Gipfel des Ätna liegt zwar prinzipiell außerhalb des kontrollierten Luftraums, d.h. die CTR beginnt dort erst ab FL130 aufwärts. Allerdings gibt es seit ca. 2017 in Italien im ganzen Land einen "Deckel" kontrollierten Luftraums, der hier in FL105 liegt. Unterhalb dieser Höhe kann man also "frei fliegen". Wer aber mal richtig in den Krater schauen möchte, muss etwas über FL105 steigen und daher eine Freigabe von Roma FIS einholen.

Außerdem bleibt zu bedenken, dass der Gipfel (wo selbst im Sommer noch Schnee liegt) auf über 10000 Fuß liegt, d.h. hier reden wir von gerne mal 12000-13000 Fuß Dichtehöhe! Unter "Downloads" finden Sie meinen Aerokurier-Reisebericht von einer Italien-Reise, bei der ich den Ätna umflogen habe.

Pantelleria (LICG) und Lampedusa (LICD)

Zwei Inseln, die geographisch schon zu Afrika gehören. In der Tat spürt man hier starke afrikanische Einflüsse, insbesondere in der Küche (man isst Couscous statt Pasta!). Dennoch sind beide Inseln sehr verschieden und haben durchaus ihre Reize.

Pantelleria ist eine Vulkaninsel, ist sehr grün (Kapernanbau überall) und ruhig, somit eher was für Naturfreunde. Es gibt auch keinerlei Strände. Dafür gibt in den Bergen eine interessante Natursauna, sowie im Zentrum der Insel einen interessanten See (Lago di Venere). Außerdem viel Militär. Mal ein etwas anderes Ziel; das meine ich eher positiv.

Der Flughafen (LICG) liegt im Westen der Insel auf einem Hochplateau und ist gemischt militärisch-zivil genutzt. Daher ist eine PPR-Prozedur notwendig. Dieses ist laut AIP schriftlich zu beantragen, mindestens 48(!) Stunden vorher, bei folgenden zwei Stellen:

ENAC - DA Palermo
Tel. 0039 091 7020619; Fax: 0039 091 591023; aero.palermo@enac.rupa.it

ENAC - UCT Pantelleria
Tel. 0039 0923 0911172; Fax: 0039 0923 912464; aero.pantelleria@enac.rupa.it

Es sei empfohlen, mein vorbereites PPR-Formular zu verwenden, siehe "Downloads". Die erhaltene PPR-Nummer muß dann in Feld 18 des Flugplans eingetragen werden.

Das "GAP Handling" hat folgende Kontaktdaten: Tel/Fax: 0039 0923 911398, Tel. 0039 0923 913295.

Ich empfehle, zunächst das Handling zu kontaktieren; eventuell kümmern die sich direkt um die Weiterleitung des PPR-Antrags an die o.g. Stellen.

Der Platz ist täglich (allerdings nur tagsüber) geöffnet und hat IFR-Verfahren (allerdings seit 2018 kein ILS mehr). Zollabfertigung ist mit separatem Vorab-Antrag möglich. Es gibt sowohl Jet-A1 als auch Avgas; letzteres kostet aktuell (2022) allerdings etwas über 4 Euro (die Firma heißt "Nautilus Aviation"). Der Platz ist insgesamt nicht so sehr gut auf GA eingestellt und etwas umständlich, aber die Gebühren für eine und Nacht Parken mit einer Einmot sind mit ca. 70 Euro noch erträglich. Achtung: Es geht sehr oft ein recht starker Wind aus Südost (Scirocco), in Anflug kann es daher turbulent sein. Im Übrigen steht in der AIP etwas von einer Special Pilot Qualification; soweit ich weiß wird dies aber nicht auf die General Aviation angewendet.

Lampedusa ist in optischer Hinsicht im Gegensatz zu Pantelleria eher ein karger, ziemlich kleiner Klotz im Meer (und übrigens auch der südlichste Punkt Italiens). Dafür sind die Menschen tendenziell (zumindest nach meiner Erfarhung) aufgeschlossener als auf Pantelleria. Überhaupt ist die Insel insgesamt touristischer. Speziell an der Südküste gibt einige sehr schöne Strände, allen voran den bei der "Isola dei Conigli" (welcher übrignes gemäß Trip Advisor Ranking der schönste Strand Europas sein soll - ich war schon dort und finde das vielleicht etwas übertrieben, aber das ist ja auch Geschmackssache). Außerdem ist angenehm, dass man vom Flughafen problemlos in fünf Minuten (zu Fuß!) den Hauptort erreichen kann. Aber eins sei klar: außer am Strand zu liegen, zu baden und Fisch zu essen (z.B. bei der Trattoria "La Cambusa") kann man hier nicht so viel machen. Von den Flüchtlingsbooten, die regelmäßig aus Afrika kommend anlanden, bekommt man übrigens meist gar nicht viel mit.

Der Flughafen ist ebenfalls nur tagsüber geöffnet. Er ist aber im Gegensatz zu Pantelleria rein zivil, daher ist auch die PPR-Prozedur deutlich einfacher. Genau genommen ist PPR sogar nicht streng erforderlich, aber eine Anmeldung wird dennoch gern gesehen (apron@astaeroservizi.com). Auch dieser Platz ist IFR, auch ohne ILS. Und Achtung: da Lampedusa innerhalb der Malta FIR liegt, braucht man auch für Flüge zwischen "Italien" und Lampedusa stets einen Flugplan.

Wegen etwaiger Einschränkungen für die GA sollte man natürlich stets die aktuelle AIP und die aktuellen NOTAMs checken. Vor allem gibt es - kein Witz - wg. Schiffen im Hafen vormittags teilweise Uhrzeiten, an denen Flächenflugzeuge nicht landen oder starten dürfen!

Seit 2022 gibt es neben Jetfuel auch 100LL; für Letzteres sollte man aber trotzdem vorher anfragen und ggf. die benötigte Menge vormerken lassen (es werden kleine und größere Fässer verkauft, zu hohen Preisen). Die Flughafengebühren für Landung und eine Nacht Parken liegen bei ca. 80 Euro.

Von Lampedusa aus kann man auch die noch kleinere und nördliche gelegene Insel Linosa besuchen. Lampedusa und Linosa zusammen bilden die so genannten "Pelagischen Inseln".

Avgas Tanken

Ist - zusammengefasst - in Sizilien möglich in Palermo Punta Raisi, in Palermo-Boccadifalco (siehe oben), in Catania (beim Aeroclub, siehe oben) und in Salemi. Alternativ bietet sich das Tanken im nahen Reggio Calabria, in Scalea oder - besonders günstig - in Malta an. Auch Pantelleria und Lampedusa haben, wie oben beschrieben, (teures) Avgas.


© Philipp Tiemann
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